26.03.2025
Wie kommt die Ölfarbe in die Tube?

Ölfarbe wird von Künstlern seit Jahrhunderten benutzt. Aber wie wird sie hergestellt? Gab es sie schon immer in der Tube? Wo kommen die Pigmente her? Wir stellen die wichtigsten Fragen und geben Antworten.

Gab es Ölfarbe schon immer in Tuben?

Nein. Die uns heute bekannten Farbtuben sind eine relativ moderne Erfindung. Zuvor mussten Ölfarben per Hand gemahlen und gemischt werden, wodurch es nicht einfach war, sie zu transportieren. Erst im Jahr 1841 erfand der amerikanische Maler John Goffe Rand die verschließbare Bleitube und ließ sie sich patentieren. Mit der Erfindung der Tube wurde erstmals die Freiluftmalerei ermöglicht. (vgl. https://www.deutschlandfunk.de/vor-175-jahren-john-g-rand-erhaelt-patent-fuer-die-100.html).

Wie stellt man Ölfarbe her?

Um selbst Ölfarben herzustellen, benötigt man einen Glasläufer, eine Glasplatte, pulverförmiges Farbpigment, einen Spachtel, ein Bindemittel (z. B. Leinöl) und eine Farbtube. Zuerst wird das Pigment auf der Platte angehäuft und in der Mitte eine Vertiefung geschaffen, in welche das Bindemittel kommt. Zunächst sollte eine kleinere Menge Öl hinzugefügt werden, um zu vermeiden, dass das Endergebnis zu flüssig wird. Anfangs wird die Farbe mit dem Spachtel vermengt, dann mit dem Glasläufer zur gewünschten Konsistenz in kreisförmigen Bewegungen zu einer glatten, homogenen Masse gemahlen. Zu guter Letzt bleibt nur noch übrig, die fertige Farbe in die Tube zu füllen und diese zu verschließen.

Du möchtest sehen, wie Ölfarben Schritt für Schritt hergestellt werden? Dann schau dir unser Video an. Schaue Nurzada, Lehrerin für Malerei an der Academy of Fine Art Germany, bei der Herstellung von Ölfarbe über die Schulter, erhalte anschaulichen Erklärungen, praktische Tipps und historische Einblicke.

Woher kommen die Pigmente?

Farbpigmente können aus drei verschiedenen Bereichen bezogen werden: Erde, tierische Nebenprodukte und synthetische Stoffe. So werden etwa Umbra und Ocker, welche für rote, gelbe und braune Ölfarbe genutzt werden, aus der Erde bezogen. Für die Farbe Schwarz werden verkohlte Tierknochen, etwa von Rindern, benutzt. Die Farbe Elfenbeinschwarz (eng. “ivory black”) heißt nicht zufällig so: sie wurde früher aus verkohlten Stoßzähnen von Elefanten hergestellt.

Beerdigung für Mummy Brown

Im alten Ägypten gab es eine interessante Gemeinsamkeit zwischen Apothekern und Pigmentherstellern. Da man glaubte, dass der Verzehr von Mumien gesund war, benutzte man sie für vielerlei medizinische Zwecke. Das Pigment „Mummy Brown“ wird gemischt aus Teilen von Mumien, Fichtenharz und Myrrhe. Als Edward Burne-Jones, ein englischer Maler des 19. Jahrhunderts, herausfand, dass Mummy Brown aus echten ägyptischen Mumien bestand, war er so schockiert, dass er eine Scheinbeerdigung für seine Tube hielt und diese in seinem Garten vergrub.

Wieso man Ölfarbe selbst herstellen sollte

Wer seine Ölfarbe selbst herstellt, kann kontrollieren, dass qualitativ hochwertige Pigmente und keine Füllmaterialien verwendet werden. Außerdem ist es im Vergleich zum Kauf fertiger Ölfarbe in Tuben relativ günstig, was ein großer Pluspunkt für Künstler weltweit ist. Des Weiteren kann man die Konsistenz der Farbe auch nach dem eigenen Geschmack anpassen, indem man mehr oder weniger Öl als Bindemittel hinzufügt.