Kunst studieren in Deutschland: Aber wo?

veröffentlicht am 14.04.2022

Wer an Kunst interessiert ist, hat in Deutschland zahlreiche Möglichkeiten an Ausbildungen und Studiengängen, die eingeschlagen werden können: Von Illustration bis Grafikdesign und von Concept Art bis Architektur steht einem das gesamte Feld der Berufswahl offen.

Wer allerdings seine Zukunft eher als freischaffender Künstler sieht, und lieber mit seinen eigenen Werken seinen Lebensunterhalt verdienen möchte als nur für andere zu arbeiten, tritt meist ein Kunststudium an.

Hierbei stellt sich jedoch jedem angehenden Künstler früher oder später die gleiche Frage:

Wohin geht man am besten studieren? Kunsthochschule oder Kunstakademie?

Unterschiede einer Kunst-Uni zur Academy of Fine Art Germany

Wer sich für ein Kunststudium interessiert, hat nun die Wahl zwischen dem Studium an einer Kunstuni bzw. -hochschule und der Academy of Fine Art Germany. Beide Bildungswege sollen ihren Studierenden den bestmöglichen Anfang für eine selbstbestimmte Karriere in der Kunstbranche ermöglichen. Dabei gibt es jedoch ein paar wesentliche Unterschiede, die sich angehende Studierende bewusst machen sollten:

  • Standort/Verfügbarkeit: Obwohl sich einige Kunstuniversitäten und -hochschulen auf bestimmte Fachbereiche spezialisieren (beispielsweise als Filmhochschule), hat ein Studienanfänger innerhalb Deutschlands normalerweise eine Auswahl an verschiedenen Schulen, die den ausgesuchten Bildungsweg anbieten. Die Academy of Fine Arts Germany ist momentan die einzige „staatlich anerkannte Ergänzungsschule“ dieser Art in Deutschland und befindet sich in Bad Homburg, in der nähe von Frankfurt am Main.
  • Bewerbung: An einer Uni oder Hochschule gibt es für gewöhnlich ebenso wie an der Academy keinen NC, allerdings ist meist die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) bzw. Fachhochschulreife erforderlich. Zudem wird häufiger das Vorlegen einer Bewerbungsmappe gefordert, sodass bei einem Kunststudium gewisse Vorkenntnisse vom Bewerber erwartet werden. Die Akademie ist der Meinung, dass jeder in der Lage ist, die Fertigkeiten zu erlernen und wird von Anfang an individuell gefördert, ob mit oder ohne Vorkenntnisse.
  • Programm: An einer Kunstuni/-hochschule beginnt das Studienprogramm häufig mit ein bis zwei Semestern Grundlagen- oder Orientierungskursen. Nach deren Absolvierung teilen sich die Studierenden sowohl in den Lehramtsstudiengang, als auch nach den gewählten Schwerpunkten für gewöhnlich in Professoren Klassen auf und verbringen die restliche Zeit ihres Studiums mit dieser einen Lehrkraft. Dabei stehen Bereiche wie Malerei, Bildhauerei, Digitale Kunst, Foto und Video oder auch Performance zur Auswahl. Hinzu kommen je nach Wahl einige theoretische Module zu Technik und Verfahren, sowie Kunstgeschichte, Kunstpädagogik und Ästhetische Bildung.
    An der Academy of Fine Art hingegen wählt man zwischen einem aufbauenden Studiengang in Zeichnen und Malerei oder einem in Skulptur. Aufgeteilt wird der Unterricht in Projektarbeiten (mit aufsteigendem Niveau), verschiedenen Übungen von Modellen und ergänzenden Kursen wie Anatomie, Kunstgeschichte, Farbtheorie, Komposition aber auch Self-Marketing. Besonders das Aktzeichnen und die figurative Kunst stehen im Mittelpunkt. Dem Studenten steht zudem die Möglichkeit offen, zusätzlich noch ein weiteres Jahr in Concept Art / Visual Effects zu erlernen.
  • Prozess/Philosophie: Die Kursstruktur an einer Uni soll es den Studierenden ermöglichen, von Beginn an einen individuellen Weg zu gehen, daher ist die Wahl der Kurse und der angewandten Techniken und Materialien im Atelier größtenteils dem Studenten selbst überlassen. Die abstrakteren Darstellungsformen werden hier meist bevorzugt.
    Die Academy of Fine Arts hingegen lehrt die klassischen Techniken alter Meister im Sinne einer naturalistischen Darstellung. Auch wenn der Lehrplan, die Art der Darstellung und die Wahl der Materialien hier etwas fester vorgeschrieben ist als an einer Kunstuni, ist das Ziel doch, den Studierenden die bestmögliche Grundlage für ihre eigene Arbeitsweise zu geben. Zu diesem Zweck werden an der Academy die Prozesse und Methoden der akademischen Kunst durch erfahrene Künstler*innen gelehrt, die den Studenten unterstützen und beraten - denn selbst innerhalb der klassischen Zeichenschule gibt es die Möglichkeit, ganz eigene und vielfältige Herangehensweisen zu entwickeln. Diese kann der Student dann nutzen, um seine eigenen kreativen Werke zu gestalten.
  • Arbeitsatmosphäre: Die Atmosphäre einer Uni hängt natürlich wesentlich von ihrer Größe und der Anzahl der Studierenden und Lehrkräfte. Je nach Standort hat eine Kunstuni nicht weniger als jede
    andere Wirtschafts- oder Wissenschaftsuniversität, mit dem Unterschied, dass hier die Schüler für ein besseres Arbeitsklima gerne in Ateliers geteilt werden.
    Bei der Academy of Fine Arts trifft man auf einen kleinen, „familiären“ Kreis, in dem man auch mit den Lehrkräften per „Du“ ist und der einen Dialog auf Augenhöhe fördert.
  • Abschluss: Das Studium an einer Kunstuni endet normalerweise nach 10 Semestern (5 Jahre) mit einem Diplom-Abschluss oder für Lehramtsstudierenden mit dem Bachelor nach 6 bis 8 Semestern (bzw. dem Master nach zwei zusätzlichen), während an der Academy der Abschluss als staatlich anerkannter Kunstmaler*in bzw. Skulpteur*in nach 9  Trimestern (3 Jahre) angestrebt wird.

Vor- und Nachteile

Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Schulen sind hier natürlich individuell zu betrachten - je nach Präferenz der zukünftigen Studierenden:

Die Academy bietet ihren Studierenden - wie die meisten Kunstunis - das Privileg, direkt von erfahrenen Künstlern und Künstlerinnen zu lernen, was ihnen schon frühe Einblicke in das Berufsleben ermöglicht.

Ebenfalls mit einigen Kunstunis hat die Academy gemeinsam, dass es sich dabei um eine internationale Schule handelt, an der nicht nur der künstlerische, sondern auch der soziale und kulturelle Austausch eine echte Bereicherung ist. Für die Studierende wird daher der Unterricht auf Deutsch und Englisch angeboten.

Im Gegensatz zu einer Kunstuni bietet die Academy keinen Lehramtsstudiengang oder etwas Vergleichbares an, da der Fokus allein auf dem Erlernen der künstlerischen Praxis liegt und nicht auf einer pädagogischen Ausbildung.

Wer sich nicht auf eine bestimmte Schule (einen bestimmten Prozess) einlassen möchte, sondern lieber direkt seinen eigenen Prozess schafft, oder wer eher an abstrakten Darstellungsformen interessiert ist, ist ebenfalls an einer Kunstuni oder -hochschule besser aufgehoben. Wer sich allerdings darauf einlässt, ein möglichst hohes Niveau an künstlerischem Basiswissen und gestalterischem Können für seine Werke zu schaffen, ist an der Academy bestens aufgehoben.

Einen kleinen Nachteil stellt lediglich da, dass eine Ausbildung mit einem so hohen qualitativen Anspruch an sich selbst auch entsprechende Studien- und Materialkosten nach sich zieht.

Die Academy bietet ihren Studierenden daher mehrere Optionen, ihnen trotzdem ein Kunst Studium zu ermöglichen:

Einerseits haben Studierende die Wahl zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudium, wobei die flexible Stundeneinteilung bei letzterem es jedem ermöglichen sollte, neben dem Unterricht zu arbeiten; andererseits bietet die Schule immer wieder „Arbeits-Stipendien“ an. Bei diesen werden Studierende, die an der Academy bei verschiedenen Tätigkeiten ähnlich eines Minijobs aushelfen, finanziell unterstützt. Natürlich steht die Academy ihren Studierenden auch bei der Beantragung von schulexternen Stipendien, Studienkrediten oder Ähnlichem zur Seite.

Abgesehen davon hat die Ausbildung an der Academy den wesentlichen Vorteil, dass sie für alle zugänglich ist, ungeachtet des schulischen Abschlusses und jedweder Vorkenntnisse. Es muss weder ein Abiturzeugnis noch eine Mappe eingereicht werden, was die Ausbildung auch für absolute Neulinge geeignet macht.

Schließlich kann die Academy jedoch auch wertvolle Einsichten für all jene bieten, die sich gegen ein Studium vor Ort entschieden haben sollten:

In zahlreichen Workshops zu verschiedenen Themenbereichen (auch einzelne Aspekte der Zeichnung, Malerei und Skulptur) hat jeder Interessierte die Möglichkeit, eine Woche in die akademischen Prozesse und Lernmethoden hineinzuschnuppern. Damit können sich Interessierte vor Ort selbst eine Meinung bilden, ob das akademische Studium etwas für sie ist oder nicht.

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