NFT Kunst - Digitale Werke

veröffentlicht am 29.07.2022

NFT Kunst

Den Begriff „NFT Kunst“ mag der ein oder andere in den letzen Jahren häufiger in der digitalen Welt gehört haben im Zusammenhang mit großen Verkaufssummen und hitzigen Debatten über Sinn und Unsinn. Alle Fakten und Argumente aufzulisten könnte viele Stunden an Lesestoff bringen und den Einsteiger schnell überwältigen, daher soll im Folgenden für den Interessierten eine grobe Übersicht über den Streitgegenstand, seine Vor- und Nachteile und seinen umstrittenen Platz in der Kunst gegeben werden:

Was ist NFT Kunst?

Unter NFT Kunst versteht man sogenannte „Non Fungible Tokens“, digitale Werke, die Mithilfe der Blockchain-Technologie (ein digitales Transaktionssystem, das Hacken und Manipulation extrem erschwert) von einer ganz gewöhnlichen Computerdatei zu etwas Einmaligem und Fälschungssicherem werden.

Es ist also eine Arbeit, die mit besonderer Technologie erzeugt wird - dabei kann sie alles sein: Bild (Gemälde, Foto, Avatar, Meme usw.), Schrift (Prosa oder Lyrik) oder auch Musik. Da sie rein digital ist, ist die NFT Kunst im eigentlichen Sinne „nichts zum anfassen“, aber dennoch kann allein eine Person Urheber oder Eigentümer sein.

Der Kunstschaffende muss dabei nicht notwendigerweise auch digital gearbeitet haben. Es ist auch möglich, ein analoges Kunstwerk einzuscannen: So können Gemälde und Zeichnungen in 2D und selbst Skulpturen in 3D als 360-Grad-Ansicht digitalisiert werden. Wer diesen Schritt überspringen will, arbeitet trotzdem auch gerne direkt digital.

Mittlerweile kann bei NFT Kunst sogar ein Urheber sozusagen „einprogrammiert“ werden, ebenso wie Weiterverkaufsbedingungen oder ein automatisch generierter Profit-Anteil des Urhebers an jedem weiteren Verkauf. NFT Kunst bietet auf diese Weise eine neue Einkommensquelle für Künstler*innen, aber auch eine Möglichkeit auf andere Wegen auszustellen oder zu verleihen.

Wie genau entsteht NFT Kunst?

Die Erstellung von NFT Kunst ist recht einfach in den normalerweise verwendeten 3 Schritten zu erklären:

  1. Ein digitales Werk erstellen:
    Als Kunstschaffender erstellt man zunächst sein digitales Werk. Dabei ist es egal, ob es zuerst analog und dann gescannt, mithilfe von Software produziert oder mit Kamera oder Mikrofon aufgenommen wird.
  2. Umwandlung in ein NFT:
    Nach der Erstellung muss das eigene Werk via Blockchain-Technologie in ein „Non Fungible Token“ umgewandelt werden. Beim „Prägen“ oder „Minten“ werden die Originaldatei des Kunstwerks, die Daten zum/zur Künstler*in und eventuelle Smart Contacts (die später den automatischen Anteil des Urhebers an Weiterverkäufen regeln) in eine Blockchain verpackt. Die Wahl der hierfür genutzten Technologie und Plattform obliegen hierbei den individuellen Präferenzen des Kunstschaffenden. Man sollte jedoch darauf achten, eine eher energieschonende (und umweltfreundlichere) Blockchain-Technologie zu wählen, deren Endprodukt auch mit verschiedenen Plattformen kompatibel ist.
  3. Anbieten auf einem Marktplatz:
    In machen Fällen ist die Wahl der Plattform zur Erstellung des NFT bereits mit der Registrierung an einem bestimmten Marktplatz verbunden; ansonsten muss die Datei lediglich auf einem bestehenden Marktplatz angemeldet werden. Auch hier hat der Kunstschaffende die freie Wahl, und kann dort - je nachdem was für das eigene Werk zweckmäßiger ist - das NFT für einen Festpreis oder via Auktion anbieten.

Investitions-Hype oder Kunstrichtung?

Bei NFTs kann es sich im Grunde um alle Arten von Dateien handeln, allerdings ist Kunst gerade besonders beliebt. Hierbei stellt sich nun so manchem die Frage, ob die Popularität von solchen „Original-Kunstwerken“ weiterhin anhält und sich womöglich bald zur eigenen Kunstrichtung auswächst, oder ob es bei einem momentanen Hype bleibt, einer lediglich künstlerisch anmutenden Kryptoinvestition.

Zu den Vorteilen von NFT Kunst zählt u.a. dass sie (wie zuvor erwähnt) eine neue Einnahmequelle für Kunstschaffende bietet und durch Smart Contacts ein Teil des Profits jedes Weiterverkaufs an den Urheber geht. Zudem bieten NFTs Sammlern einen neuen Weg, kreative Arbeit zu fördern und ihren Sammlungen etwas Einzigartiges hinzuzufügen, denn mit den der Einzigartigkeit kommt auch digitale Knappheit. Des Weiterem bietet der NFT Handel einen ganz anderen Rahmes als es mit den meisten analogen Kunstwerken möglich wäre: Einen einfachen globalen Verkauf.
Im Gegenzug dazu haben die NFTs auch wesentliche Nachteile. Hierzu gehört u.a. die Tatsache, dass der Markt sehr spekulativ ist und so der Investitionswert eines NFT auf lange Zeit kaum abzusehen ist - u.a. auch weil er stark vom Wert der Kryptowährung abhängt. Auch gibt es trotz rapider technischer Entwicklungen immer noch viele Risiken in digitalen Investitionen wie Diebstahl durch Hacker-Angriffe, in Folge deren z.B. das Urheberrecht verloren gehen kann. Zudem kann der Besitz der Originaldatei auch nicht den Verkauf eventuell zuvor angefertigter Kopien verhindern, und digitale Bilder sind leicht zu vervielfältigen. Ein nicht zu unterschätzender Nachteil ist auch die Nachhaltigkeit nicht nur der NFTs sondern auch der Blockchain-Technologie, die einen immensen Stromverbrauch verursacht.

Trotzdem geht es vielen NFT Käufern hier lediglich um die Investition, ums Geld, und nicht um den tatsächlichen künstlerischen Wert eines solchen „Token“. Die meisten sind daher Sammler und Händler, die lediglich auf die potentielle Popularität des Werks blicken, welche auch einen Großteil seines Wertes ausmacht, während NFTs die Integration in den „Mainstream“ nur langsam finden.
Für viele ist es jedoch nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kunstwelt das volle Potential von NFTs erkennt und sich Galerien und Auktionshäuser zu den Sammlern und Investoren gesellen. Grund hierfür u.a. auch der rapide Zuwachs der Branche während der Covid19 Pandemie, während der der analoge Kunsthandel zurückging, aber der Handel digitaler Werke in die Höhe schoss. Allein der Umsatzwert von NFTs hat sich innerhalb von vier Jahren mehr als vervierfacht - musste aber auch einen starken Einbruch hinnehmen. Zu Bedenken bleibt natürlich, dass es auch einen gegensätzlichen Umschwung geben kann, jedoch wird der Wert der NFT Technologie auch für analoge Kunstwerke wohl bleiben.

Letztendlich sind NFTs noch ein „work in progress“, bei dem es sich schwer sagen lässt, ob sie sich etablieren werden oder nicht. Auch wenn der Hype früher oder später abflauen wird, weil sich Trends - besonders in der digitalen Welt - ständig und schnell verändern, steht es für all jene, die von einer „digitalen Zukunft“ überzeugt sind, außer Frage, dass sich NFTs als Phänomen, als Art der Kunst-Investition halten werden. Wichtig ist es auf jeden Fall für alle jene, die an einem Einstieg ins Geschäft interessiert sind, sich zuvor sehr genau über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren.

Ob NFT Kunst nun nominell als eigene „Kunstrichtung“ bezeichnet werden kann liegt wohl auch im Auge des Betrachters: Die Werke unterscheiden sich grundlegend in jedweder Hinsicht und werden auch mit unterschiedlich viel Aufwand hergestellt. Was sie verbindet ist die Technologie, die sie einzigartig macht, sozusagen das „zweite“ Medium der Herstellung (das „erste“ meint das tatsächliche Medium des Werks, das „zweite“ das Medium des digitalen Transfers).
Für all jene, denen dies als Gemeinsamkeit reicht, mögen NFTs also eine Kunstrichtung sein, für alle anderen eben doch nur Kunstwerke verschiedener zeitgenössischer Strömungen, die lediglich als Wertschöpfung auf besondere Weise digitalisiert werden — außer natürlich man lehnt es aufgrund der teilweisen Einfachheit der Motive und des geringen Aufwands die Anwendung des Begriffs „Kunst“ auf NFTs komplett ab.