11.04.2025

Vergessenen Frauen in der Kunst

Denken wir an bekannte Künstler, fallen uns sofort Namen wie Michelangelo, Picasso oder Van Gogh ein – allesamt Männer. Warum ist das so? Bedeutet das, Frauen in der Kunst nie eine Rolle gespielt hätten? Keineswegs. Künstlerinnen waren schon immer aktiv. Sie malten, zeichneten, schufen Skulpturen – doch die Geschichte übersah sie, ignorierte ihre Werke oder schrieb sie Männern zu. Selbst Künstlerinnen, die zu ihrer Zeit bekannt waren, sind heute vergessen.

Warum kennen wir so wenige Künstlerinnen?

Viele Hindernisse versperrten Künstlerinnen den Weg zur Sichtbarkeit. Früher schlossen Kunstakademien Frauen systematisch aus. Ohne formale Ausbildung fehlte vielen Künstlerinnen die offizielle Anerkennung. Die gesellschaftlichen Rollenbilder machten es zusätzlich schwer: Frauen sollten Hausfrauen und Mütter sein – nicht Malerinnen oder Bildhauerinnen. Wer dennoch künstlerisch arbeitete, wurde oft nicht ernst genommen. Viele Werke wurden schlecht bezahlt oder gar nicht verkauft. Manche Frauen arbeiteten anonym oder nutzten männliche Pseudonyme. Es kam sogar vor, dass ihre Kunst männlichen Kollegen zugeschrieben wurde.

Frauen waren immer in der Kunst aktiv

Trotz all dieser Hürden blieben Künstlerinnen nicht untätig. Sie schufen Kunst – mit Pinsel, Stift oder Meißel, oft im Verborgenen, aber dennoch kraftvoll und ausdrucksstark. In der Renaissance gelang es Malerinnen wie Lavinia Fontana und Sofonisba Anguissola, sich durchzusetzen. Fontana leitete ein eigenes Atelier und erhielt Aufträge von Adeligen. Anguissola beeindruckte sogar Michelangelo und wurde Portraitmalerin am spanischen Hof – eine Sensation für ihre Zeit. Im Barockzeitalter feierte Rachel Ruysch mit ihren detailverliebten Blumenstillleben Erfolge. Ihre Werke waren so gefragt, dass sie zu den bestbezahlten Künstlerinnen ihrer Epoche zählte – eine absolute Ausnahme.

Künstlerinnen im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert kämpften Künstlerinnen entschlossen um Anerkennung. Rosa Bonheur erlangte mit realistischen Tierdarstellungen Berühmtheit. Sie durfte als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit Hosen tragen, um auf Pferdemärkten zeichnen zu können – eine kleine Revolution. Anna Bilińska-Bohdanowicz präsentierte ihre eindrucksvollen Portraits erfolgreich in Paris. Louise Catherine Breslau etablierte sich mit ihren lebendigen Bildnissen in der französischen Kunstszene. Und Anna Boberg fing in atmosphärischen Landschaftsgemälden die nordische Natur ein.

Die Wiederentdeckung der Künstlerinnen im 20. Jahrhundert

Frauen in der Kunst wurden lange Zeit übersehen – nicht, weil sie abwesend waren, sondern weil ihre Beiträge nicht ausreichend wahrgenommen wurden. Ab dem 20. Jahrhundert begannen Künstlerinnen und Kunsthistoriker*innen, diese vergessenen Stimmen sichtbar zu machen. Museen nehmen heute vermehrt Werke von Künstlerinnen in ihre Ausstellungen auf, und neue Forschungen fördern spannende Biografien zutage.

Zwar arbeiten heute mehr Frauen denn je in der Kunstwelt, dennoch bleibt der Kunstmarkt weiterhin männlich dominiert. Die Werke von Frauen erzählen von Mut, Kreativität und Ausdauer. Indem wir Frauen in der Kunst wertschätzen, über ihre Leistungen sprechen und sie sichtbar machen, tragen wir dazu bei, die Kunstgeschichte neu und gerechter zu erzählen – und anzuerkennen, dass Künstlerinnen sie seit jeher mitgestaltet haben.

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