Freie Kunst, Bildende Kunst oder Angewandte Kunst: Welches Kunststudium ist das beste? Was sind die Vor- und Nachteile? Was passt am besten zu den persönlichen Interessen? Und was sind überhaupt die Unterschiede? Wir haben Antworten auf diese Fragen zusammengestellt.
Kunststudium in Deutschland
Wenn man in Deutschland von „Bildender Kunst“ spricht, meint man eine Art Sammelbegriff für visuelle Kunstformen. Hierzu zählten ursprünglich Architektur (oder „Baukunst“), Bildhauerei, Malerei, Zeichnen, Grafik und Fotografie, aber auch das Kunsthandwerk. Wer heute ein Kunststudium oder einen Abschluss in der Bildenden Kunst anstrebt, wird feststellen, dass die Studiengänge oft zwischen „Freier Kunst“ und „Angewandter Kunst“ unterscheiden. Dabei kann man natürlich „Freie Kunst“ studieren und trotzdem danach Angewandte Kunst schaffen. Studiengänge mit der generellen Bezeichnung „Bildende Kunst“ gehen meist eher in Richtung der Freien Kunst. Aber eins nach dem anderen.
Das Studium der Freien Kunst
Die Freie Kunst steht im Gegensatz zur Angewandten Kunst und „dient keinem Zweck, sondern nur der Anschauung und ästhetischen Erbauung“. Sie ist also Kunst als Selbstzweck. Studiengänge für Freie Kunst sind in Deutschland zahlreich. Im Mittelpunkt des Studiums steht die künstlerische Praxis, ergänzt durch Vorlesungen und Seminare zu Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft, Ästhetik und Philosophie.
Ziele des Studiums
Das Studium ermöglicht es den Studierenden, verschiedene Materialien und Methoden auszuprobieren. Zu den Praxisbereichen gehören Malerei, Bildhauerei, Freie Grafik und Neue Medien. Erst im Laufe des Studiums erfolgt eine Spezialisierung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Selbstreflexion der Studierenden, da der künstlerische Werdegang sehr individuell verläuft. Zudem werden berufsrelevante Fähigkeiten wie Self-Marketing und Ausstellungsmanagement vermittelt. Das Studium dauert in der Regel zehn Semester und endet meist mit einem Diplom, seltener mit einem Bachelor oder Master.
Voraussetzungen für das Kunststudium
Für die Zulassung sind in der Regel ein Abitur, eine fachgebundene Hochschulreife oder eine Fachhochschulreife erforderlich. In manchen Fällen genügen eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Berufserfahrung. Besonders wichtig ist die Bewerbungsmappe mit eigenen Werken, die künstlerisches Talent nachweist. Bei erfolgreicher Mappenbewertung folgt eine Eignungsprüfung, die eine praktische Aufgabe oder ein Gespräch umfassen kann.
Berufsaussichten für Absolventen
Die meisten Absolventen der Freien Kunst streben eine Karriere als freischaffende Künstler*innen an. Allerdings gelingt es nur wenigen, allein von ihrer Kunst zu leben. Viele haben daher einen zweiten Beruf, oft im Kunsthandwerk oder einem angrenzenden Bereich.
Alternative Berufsfelder
Neben der freien künstlerischen Tätigkeit finden Absolventen Beschäftigung in Museen, im Kunsthandel, in der Denkmalpflege, bei Verlagen, Medien, Werbeagenturen oder Theatern. Auch Berufe im Bereich Kommunikations-, Industrie- oder Produktdesign stehen ihnen offen. Das Einkommen hängt stark vom gewählten Beruf und der eigenen Vermarktung ab.
Angewandte Kunst
Die Angewandte Kunst konzentriert sich auf die Gestaltung von Alltags- und Gebrauchsgegenständen. Im Gegensatz zur Freien Kunst steht hier die praktische Anwendung im Vordergrund – das Ergebnis sind funktionale Objekte mit ästhetischem Anspruch.
Studienmöglichkeiten
Ein „Studium der Angewandten Kunst“ gibt es in Deutschland nicht. Stattdessen wählen Studierende vorab eine spezifische Fachrichtung, die ihrem angestrebten Beruf entspricht. Mögliche Studien- oder Ausbildungsbereiche reichen von Kunsttischlerei und Holzschnitzerei bis hin zu Grafik- oder Modedesign. Wer sich ein Kunststudium im Ausland zutraut, kann beispielsweise in Frankreich umfassende Programme finden, die verschiedene Disziplinen wie Grafik, Raumgestaltung, Mode und Kunsthandwerk unter einem Dach vereinen.
Studiendauer und Abschlüsse
Die Dauer des Studiums variiert je nach Fachrichtung und reicht in der Regel von zwei bis fünf Jahren. Viele Studiengänge sind als Kurzstudiengänge angelegt. Die vergebenen Abschlüsse sind unterschiedlich – staatliche Hochschulen verleihen anerkannte Abschlüsse, während private Schulen oft eigene Zertifikate ausstellen. Bei privaten Abschlüssen sollte sorgfältig geprüft werden, wie anerkannt sie im Berufsleben sind, um spätere Nachteile bei der Jobsuche zu vermeiden.
Zulassungsvoraussetzungen
Die Zugangsvoraussetzungen unterscheiden sich je nach Hochschule oder Ausbildungsstätte. Da es weniger staatlich anerkannte Programme gibt, sind private Schulen oft selektiver. In der Regel werden eine Bewerbungsmappe sowie eine Aufnahmeprüfung oder ein Gespräch gefordert. Während formale Schulabschlüsse variieren können, zählt in diesem Bereich vor allem das künstlerische Können des Bewerbers. Übrigens verlangt die Academy of Fine Art Germany in Bad Homburg keine Mappe oder Bewerbergespräche. Wir glauben, dass jeder Malen, Zeichnen und Skulpturieren erlernen kann, sofern das Interesse groß genug ist. Hier erfährst du mehr über die Ausbildungsgänge an unserer Academy.
Berufliche Perspektiven
Im Gegensatz zur Freien Kunst sind die beruflichen Möglichkeiten in der Angewandten Kunst stärker an die gewählte Fachrichtung gebunden. Aufgrund der Spezialisierung ist ein Wechsel in andere Bereiche schwierig – beispielsweise kann ein Absolvent des Modedesigns nicht ohne Weiteres als Kunsttischler arbeiten, obwohl beide Disziplinen zur Angewandten Kunst gehören.
Kunst als Wissenschaft
Wer sich für Kunst aus einer theoretischen Perspektive interessiert, kann Kunstwissenschaft oder Kunstgeschichte studieren. Das Studium vermittelt Wissen über verschiedene Kunstepochen, die Entwicklungsgeschichte der Kunst sowie Methoden der Werkanalyse. Zudem werden wissenschaftliche Arbeitsweisen erlernt. Im weiteren Verlauf spezialisieren sich die Studierenden auf bestimmte Themen, etwa Malerei vom 15. bis 19. Jahrhundert, Ästhetik und Kunsttheorie, Bildende Kunst im 20. und 21. Jahrhundert oder Neuere Kunst- und Museumsgeschichte. Neben Vorlesungen gehören an vielen Hochschulen auch Praktika zum Lehrplan. Das Bachelor-Studium dauert in der Regel sechs Semester. Anschließend besteht die Möglichkeit, einen Master-Studiengang zu absolvieren.
Kunststudium ja oder nein?
Ein Studium der Bildenden Künste – sei es Freie oder Angewandte Kunst – mag auf den ersten Blick herausfordernd wirken. Doch die oft gefürchteten Hürden wie die Erstellung einer Bewerbungsmappe oder das Aufnahmegespräch sind mit guter Vorbereitung gut zu bewältigen. Es gibt zahlreiche Kurse, Workshops und Beratungsangebote, die den Bewerbungsprozess erleichtern. Die größte Herausforderung besteht oft darin, den passenden Bereich innerhalb der Kunst für sich zu finden. Doch statt sich von der Vielfalt der Möglichkeiten abschrecken zu lassen, sollte man sich darauf einlassen und Neues ausprobieren. Viele Künstler entdecken erst im Laufe ihrer Ausbildung neue Interessen und Schwerpunkte. Der wichtigste Schritt ist, einfach zu beginnen – egal ob in der Bildenden, Freien oder Angewandten Kunst.