Die Kunstgeschichte war schon immer stark von Männern geprägt, und es war früher für Frauen nahezu unmöglich, eine Karriere als Malerin zu verfolgen. Gerade deshalb ist es besonders spannend und auch unglaublich inspirierend, sich mit den wenigen mutigen und talentierten Künstlerinnen auseinanderzusetzen, die sich trotz zahlreicher Hindernisse nicht unterkriegen ließen und erfolgreich wurden.
Drei berühmte Künstlerinnen
Die drei hier vorgestellten Künstlerinnen mussten nicht nur gegen gesellschaftliche Widerstände ankommen, sondern auch mit persönlichen Herausforderungen umgehen. Artemisia Gentileschi erlebte schon in jungen Jahren eine traumatische Vergewaltigung. Frida Kahlo litt ihr gesamtes Leben lang unter schweren körperlichen Einschränkungen. Georgia O’Keeffe musste sich immer wieder gegen ihre Depressionen behaupten. Trotzdem oder vielleicht gerade wegen dieser schwierigen Erlebnisse schafften sie es, mit ihrer Kunst in die Geschichte einzugehen und bis heute weltweit Anerkennung zu finden.
Artemisia Gentileschi

Allgemeine Informationen
Die italienische Malerin aus der Barockzeit (1600-1750) wurde am 8. Juli 1593 in Rom geboren. Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt. Sie gilt als die bedeutendste Malerin ihrer Epoche. Geboren als Artemisia Gentileschi, nahm sie später den Namen Artemisia Lomi an.
Jugend und traumatische Erfahrung
Ihr Talent wurde früh von ihrem Vater Orazio Gentileschi erkannt, der sie in der Malerei unterrichtete. Bereits mit 15 Jahren hatte sie das Niveau einer professionellen Malerin erreicht. In dieser Zeit arbeitete ihr Vater mit Agostino Tassi zusammen, der Artemisia in der Perspektivmalerei unterrichtete. Doch diese Begegnung wurde für sie zum Albtraum, denn Tassi vergewaltigte sie im März 1611. Da Artemisia aufgrund dieser Tat als „entehrt“ galt, hatte sie kaum noch Chancen auf eine Eheschließung. Ihr Vater verklagte Tassi 1612, woraufhin Artemisia im Gerichtsprozess mit Daumenschrauben gefoltert wurde, um die Wahrhaftigkeit ihrer Aussagen zu prüfen. Tassi wurde schließlich verurteilt und aus Rom verbannt.
Seltene Ausnahmen: Künstlerinnen im Barock
Nur zwei Tage nach dem Prozess heiratete Artemisia den Maler Pietro Antonio Stiattesi und zog mit ihm nach Florenz. Dort entwickelte sie ihren eigenen Stil und gewann an Anerkennung. Besonders ihr Werk „Judith enthauptet Holofernes“ ist bekannt, das oft mit ihrem persönlichen Trauma in Verbindung gebracht wird. Mit biblischen Themen setzte sie sich intensiv auseinander. Ihr Gemälde „Allegorie der Neigung“ (1615) war ein Auftrag von Michelangelo Buonarroti dem Jüngeren. Artemisia wurde als erste Frau in die florentinische Accademia dell‘ Arte del Disegno aufgenommen. Ihre Werke wurden von bedeutenden Persönlichkeiten wie Cosimo II. de’ Medici geschätzt und in Auftrag gegeben.

Spätere Jahre
Nach Stationen in Rom und Neapel erhielt sie eine Einladung an den englischen Königshof, wo sie gemeinsam mit ihrem Vater an der Gestaltung des Queen’s House in Greenwich arbeitete. Nach seinem Tod kehrte sie nach Neapel zurück. Ihre letzten Jahre waren von gesundheitlichen und finanziellen Schwierigkeiten geprägt, doch ihre Briefe an Mäzene zeigen ihr starkes Selbstbewusstsein als Künstlerin.
Frida Kahlo

Allgemeine Informationen
Frida Kahlo de Rivera war eine mexikanische Malerin und gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen des volkstümlichen Surrealismus. Sie wurde am 6. Juli 1907 in Coyoacán, Mexiko, geboren und starb dort am 13. Juli 1954.
Jugend und Krankheiten
Frida wuchs mit drei Schwestern und zwei Halbschwestern auf. Bereits in ihrer Kindheit wurde sie durch eine Polio-Erkrankung stark geprägt. 1922 begann sie ihr Studium an der renommierten „Escuela Nacional Preparatoria“.
Ein schwerer Busunfall im Jahr 1925 veränderte ihr Leben: Eine Stahlstange durchbohrte ihr Becken, sodass sie monatelang im Gipsbett liegen musste. In dieser Zeit begann sie zu malen. Trotz zahlreicher Operationen blieb sie ihr Leben lang gesundheitlich stark eingeschränkt.
Ehe mit Diego Rivera
1929 heiratete sie den Maler Diego Rivera. Die Ehe war turbulent, geprägt von Affären und Trennungen. Nach ihrer Scheidung 1939 heirateten sie ein Jahr später erneut.
Karriere und Werke
Frida Kahlos Werke spiegeln ihre Schmerzen und Emotionen wider. Sie malte vor allem Selbstporträts (55 von 143 Gemälden), da sie sich selbst am besten kannte und oft isoliert war. 1953 erfüllte sich ihr Traum einer Einzelausstellung in Mexiko.
Tod
Frida Kahlo starb am 13. Juli 1954 an einer Lungenembolie. Einige Freunde vermuteten einen Suizid, doch eine Obduktion wurde nicht durchgeführt.
Georgia O’Keeffe (*1887, +1986)

Allgemeine Informationen
Georgia Totto O’Keeffe war eine der bekanntesten US-amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie wurde 1887 geboren und starb 1986. Von 1924 bis 1946 war sie mit dem Fotografen Alfred Stieglitz verheiratet.
Jugend und Ausbildung
O’Keeffe war das zweite von sieben Kindern und interessierte sich früh für Kunst. Nach der Highschool besuchte sie die „Art Institute of Chicago“, musste ihr Studium jedoch aufgrund finanzieller Probleme abbrechen. Danach studierte sie ein Jahr an der „Art Students League“ in New York.
Karriere
Wegen finanzieller Schwierigkeiten arbeitete sie zunächst als Gebrauchsgrafikerin und Kunstlehrerin. Erst durch ihren Lehrer Arthur Wesley Dow fand sie Zugang zur abstrakten Kunst.
Stieglitz, ein bedeutender Galerist, unterstützte sie und stellte ihre Werke aus. Die beiden begannen eine Beziehung und heirateten 1924. Besonders ihre Blumenbilder wurden bekannt, die häufig sexualisierend interpretiert wurden.

Spätere Jahre
Nach dem Tod ihres Mannes zog sie nach New Mexico, wo sie von der Landschaft inspiriert wurde. Trotz depressiver Episoden wurde sie weltweit berühmt. Mit 80 Jahren unternahm sie eine Weltreise und malte weiter, bis sie erblindete. Sie starb 1986 im Alter von 98 Jahren.
Autorin: Nathalie Gross