Ölfarben waren bereits Anfang des 16. Jahrhunderts ein anerkanntes Medium in der Ateliermalerei, sowohl in Italien als auch im restlichen Europa. Bis heute sind sie weit verbreitet, obwohl ihre Handhabung nicht ganz einfach ist. Viele unterschätzen, wie entscheidend die Grundierung für ein gelungenes Ergebnis ist. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige zum Thema richtig Grundieren.
Was bedeutet Ölabsorption?
Beim Übereinandermalen von Ölfarben sollte darauf geachtet werden, dass keine Farbe mit niedriger Ölabsorption über eine mit hoher Ölabsorption aufgetragen wird, da dies zu Rissen führen kann. Eine Ausnahme bildet das sehr dünne Untermalen, bei dem dieser Effekt weniger problematisch ist.
Starre Malgründe und Grundierungen
Starre Malgründe sind langlebiger und ermöglichen eine großzügigere Materialverwendung. Mit der richtigen Vorbereitung bieten sie eine stabilere Basis als Leinwände. Dennoch bleibt die Leinwand heute der beliebteste Untergrund für die Ölmalerei. Wer richtig grundieren möchte, sollte sich intensiv mit den geeigneten Materialien und Techniken beschäftigen.
Was ist eine Gipsgrundierung?
Eine Gipsgrundierung besteht aus einer Leim- oder Kreideschicht, die für Öl- oder Temperamalerei auf das Malpanel aufgetragen wird. Ihre geschmeidige und weiße Oberfläche eignet sich besonders für dünne Ölfarben oder Lasuren auf einer Tempera-Untermalung. Allerdings muss die Grundierung vor dem Auftrag von Ölfarben isoliert werden, da sie sonst das Öl aufsaugt und vergilbt.
Zur Herstellung wird Leim mit Wasser auf etwa halbe Stärke verdünnt. Eine einzige Schicht reicht meist aus. Nach der Isolierung gleiten die Pinselstriche geschmeidig über die Oberfläche, und die Farbe lässt sich leicht verteilen.
Wie kann man eine Grundierung anpassen?
Durch Zugabe von Sand kann eine dicke Struktur geschaffen werden, wodurch weniger Farbe benötigt wird, da sie optisch bereits dicker wirkt. Das richtige Grundieren sorgt dafür, dass die Farbschichten optimal haften und langlebig bleiben.
Grundierungen für starre Malgründe
Acrylgessogrundierungen enthalten keinen Gips, sondern pigmentierte Acrylemulsionen und können ebenfalls als Untergrund für Ölmalerei verwendet werden.
Kann man auf nicht grundierten starren Malgründen malen?
Falls die Farbe des Malgrunds als getönter Untergrund dienen soll, kann direkt darauf gemalt werden. Wer jedoch den reinen Farbton der Ölfarbe erhalten möchte, muss deckend arbeiten. Um die Farben langfristig haltbar zu machen, sollte der Malgrund zudem isoliert werden.
Malen auf Glas
Einseitig gesandstrahltes Glas eignet sich besonders gut als Malgrund, da Ölfarben darauf gut haften. Anders als bei herkömmlichen Malgründen beginnt man hier mit den Lichtern und arbeitet sich über Lasuren und Untermalung bis zur Grundierung vor. Eine Glasstärke von 4–6 mm ist ideal.
Vor dem Bemalen sollte das Glas mit Spiritus gereinigt und entfettet werden. Gesandstrahltes Glas ermöglicht den Einsatz von Borsten- oder Weichhaarpinseln. Bei mehreren Farbschichten muss jede Schicht vor dem Übermalen vollständig trocknen. Eine praktische Methode ist es, das Motiv auf Papier zu skizzieren und unter das Glas zu legen oder mit einem abwischbaren Allzweckstift auf der Vorderseite vorzuskizzieren.
Flexible Malgründe und Grundierungen
Eine schwach aufgetragene, warme Leimlösung dient als Schutzschicht zwischen dem Öl und den Fasern des Malgrunds. Viele Materialien wurden bereits ungrundiert verwendet, wobei ihre Haltbarkeit von den Fasern abhängt.
Grundierungen für flexible Malgründe
Moderne Ölgrundierungen bestehen meist aus Titanweiß-pigmentierten, ölmodifizierten Alkydharzgrundierungen, die innerhalb von 24 Stunden trocknen. Um eine langlebige Farbwirkung zu erzielen, ist es wichtig, richtig zu grundieren und die passenden Materialien zu verwenden.
Effekt von weißer Grundierung
Weiße Grundierungen lassen Ölfarben besonders rein erscheinen, vor allem bei dünnen Farbschichten. In der traditionellen Malerei wurde sie genutzt, um dünne, transparente Lasuren zu beleuchten. Lasurtechniken reichen von der direkten Arbeit mit transparenter Farbe auf weißem Untergrund bis hin zur Kombination mit Untermalungen.
Was sind Imprimituren?
Hierbei wird die gewählte Ölfarbe mit Terpentin verdünnt, aufgetragen und nach einigen Minuten mit einem sauberen Lappen abgewischt.
Malen auf farbigem Grund
Zunächst werden grobe Umrisse mit Kohle vorskizziert und dann leicht verwischt, sodass nur schwache Linien sichtbar bleiben. Durch das vorsichtige Wegbürsten der Kohlezeichnung bleibt die Ölfarbe unverfälscht. Die hellen Bereiche werden mit Titanweiß betont, während Schatten mit einer verdünnten Mischung aus gebranntem Siena und Phthaloblau angelegt werden. Nach diesen ersten Schritten entsteht ein dreidimensionales Motiv, das anschließend weiter ausgearbeitet werden kann.
Malen auf mittel bis hell getönter Grundierung
Die Imprimitur besteht aus Naturumbra und gebranntem Siena, die mit einem breiten Borstenpinsel aufgetragen wird. Nach dem Trocknen wird das Motiv in Kohle skizziert und anschließend sanft abgestaubt. Danach folgt eine transparente Bemalung des Hintergrunds mit Erdpigmenten. Mittlere bis dunkle Töne werden mit dünnen Farbschichten aufgetragen. In dunklen Bereichen wird die Farbe dicker aufgebracht, während sie in mittleren und hellen Tönen mit Titanweiß oder Purpurviolett abgemischt wird. Trockene Pinsel helfen, Übergänge zu glätten. Nach dem Trocknen können weitere Lasuren und Lichter aufgetragen werden.